Dreams are but shadows

Hinrich Kuhls kls at mail.online-club.de
Wed Jan 6 14:10:49 PST 1999


The Neue Zurcher Zeitung (NZZ), Swiss flagship of brilliant bourgeois journalism in Europe, publishes a special "Stock Markets and Financial Markets 1998" in its first issue of 1999 (January 4th), adding some articles to the launch of the Euro.

The heading of the leading article runs "Der Traum von einer neuen Finanzarchitektur" [The Dream of a New Financial Architecture]. It is written by J. Bradford DeLong. The author concludes his contribution by stating that "dreams of a basically rebuilt, reformed and renewed international financial architecture are but shadows."


>From dreams to reality: Norbert Walter, chief economist of the Deutsche
Bank, characterizes the current price rise of shares at European stock markets as a flash in the pan in the face of falling industrial output in Euroland this and next year. George Soros discusses the correction of "the asymmetry between centre and periphery" to avert the next global fincancial crisis (Financial Times, Jan. 4th)

The 'global economy' is again on its way from 'liquidity risk' - leaving behind all 'moral hazards' - to shrinking industrial output, real destruction of capital, and the synchronization of the looming cyclical slump in the capitalist metropoles, enlarging the asymmetry between centre and periphery.

Writing his "Imperialism, the Latest Stage of Capitalism" during his exile in Zurich in 1916/17 Lenin was a frequent reader of the Neue Zurcher Zeitung.

Hinrich Kuhls


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The NZZ archives are at http://archiv.nzz.ch/books/nzzmonat/0/combo :

Der Traum von einer neuen Finanzarchitektur 1998 - Anstieg von Liquiditaet, Risiko und Risikopraemien Von J. Bradford DeLong*

(Neue Zuercher Zeitung, Montag, 04.01.1999)

Der industrielle Kern der Weltwirtschaft hat im vergangenen Jahr eine Fortsetzung der Trends von 1997 erlebt. Die Stagnation Japans setzte sich fort, und die japanische Regierung unterliess es erneut, jene naheliegenden Schritte einzuleiten, die von europaeischen und amerikanischen Politikern empfohlen worden waren, um eine Dekade des wirtschaftlichen Stillstandes zu beenden. Mit dem Naeherruecken der Wirtschafts- und Waehrungsunion (WWU) zeigten sich einige Beobachter zusehends besorgt, dass die WWU das Ausmass der Rezession in Westeuropa verschaerfen koennte, da die Regierungen der Teilnehmerlaender ihre Befugnis verlieren werden, geldpolitische Massnahmen zur Stabilisierung von Produktion und Beschäftigung einzuleiten. Andere hoffen instaendig auf stimulierende Groessenvorteile ("economies of scale"), nachdem das Wechselkursrisiko kein Hindernis mehr für den Binnenhandel in Europa darstellen wird.

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Im Herbst begannen die Zentralbanken in den Industrielaendern, die kurzfristigen Zinsen zu senken. Die Befuerchtung, die Inflation der siebziger Jahre koennte weiterschwelen und erneut aufflammen, wurde durch den Glauben verdraengt, dass die groessere Gefahr von einer potentiellen Deflation Ende 1999 und Anfang 2000 ausgehen werde. Doch Zinssenkungen haben keinen generellen Anstieg der Vermoegenswerte bewirkt. Vielmehr wurde die gesamte Struktur der Vermoegenswerte zum Angelpunkt: Was als risikoaermer als der amerikanische Aktienmarkt galt, erfuhr eine Wertsteigerung; was als risikoreicher galt, eine Wertminderung. 1998 stand naemlich vor allem im Zeichen einer starken weltweiten Zunahme des Liquiditaetsrisikos, und die Risikopraemien stiegen auf ein Niveau, wie man es seit mindestens Anfang der achtziger Jahre, moeglicherweise seit den dreissiger Jahren nicht mehr gesehen hatte.

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Der Anstieg von Liquiditaet, Risiko und Risikopraemien hat aber nicht nur negative Aspekte. In dem Mass, wie die zuvor niedrigen Margen auf der Annahme beruhten, irgend jemand - der IMF, die deutsche oder die amerikanische Regierung - werde den Investoren zu Hilfe eilen, schufen sie ein bedrohliches Potential an Moral Hazard. Die Erkenntnis, dass Russland nicht zu gross war, um fallengelassen zu werden, kann längerfristig gesund sein. In viel grösserem Ausmass spiegelt jedoch der Anstieg von Liquiditaet, Risiko und Risikopraemien die Tatsache, dass sich die Anleger beim Blick in die Zukunft auf weitere Fehlschlaege im wirtschaftspolitischen Management einrichten. Dazu gehoeren die fortgesetzte Stagnation in Japan sowie die beharrliche Weigerung des amerikanischen Kongresses anzuerkennen, dass eine globale Wirtschaft reguliert werden muss und dass sie dazu ausreichend finanzierter globaler Institutionen bedarf. In Ermangelung eines weltweiten politischen Konsenses sind keine Institutionen sichtbar, die in bezug auf die Bereitstellung von gedeihlichen Rahmenbedingungen und zur Verhinderung von Rezessionen am Beginn des 21. Jahrhunderts ebensoviel zu erreichen vermoegen wie das System von Bretton Woods im dritten Viertel des zu Ende gehenden Jahrhunderts. Traeume einer von Grund auf umgebauten, reformierten und erneuerten internationalen Finanzarchitektur werden Schaeume bleiben.

* J. Bradford DeLong ist Professor am Department of Economics der Universitaet von Kalifornien in Berkeley.



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